Dresden träumt
von Caren Pfeil
Die Schornsteine des „Panzerkreuzers Aurora“, wie der Gebäudekomplex im Volksmund auch genannt wird, sind längst abgerissen, aber der beachtliche rote Backsteinrest lädt noch immer zum Träumen ein: „Wir schreiben das Jahr 2015: Der Wettiner Platz ist einer der lebendigsten in Dresden – nahezu rund um die Uhr begegnen sich hier Menschen der unterschiedlichsten Generationen: Auf dem Weg von der oder zur Arbeit, mit der Aussicht auf Kulturgenuss, aus Neugier auf junge Kunst oder einfach auf der Suche nach einem passenden Restaurant. In über 50 Firmen aus den Bereichen Medien, Filmproduktion, Werbung und Grafikdesign sowie den angesiedelten Kultureinrichtungen arbeiten mehr als 1.000 Menschen, die rund um die Uhr gastronomisch versorgt werden.“
Seit 16 Jahren in den Gremien
So steht es im Positionspapier der Interessengemeinschaft Kraftwerk Mitte, einem Netzwerk aus mittelständischen Unternehmen der Kreativwirtschaft, das sich im Juli 2010 gegründet hat, um der Idee jenes Kulturkraftwerkes, die seit nunmehr 16 Jahren im geschlossenen System der zuständigen Gremien rundlaufend zu verenden droht, einen neuen Schub zu geben. Der geplante zukünftige Standort von Staatsoperette sowie Kinder- und Jugendtheater im 1926–28 erbauten und 1992 stillgelegten Werk soll bereichert werden durch die Ansiedlung verschiedenster kleiner und mittlerer Firmen, die Kultur machen, befördern, begleiten, verkaufen oder vernetzen.
Ein jahrelanger Entscheidungsfindungsprozess hatte im vergangenen Herbst sein hoffentlich glückliches Ende gefunden. Auszüge aus dem vorerst letzten Kapitel: Am 28. Oktober 2010 beschließt der Dresdner Stadtrat, das Theater Junge Generation (tjg) inklusive Puppentheater und die Staatsoperette künftig im Kraftwerk Mitte unterzubringen, anstatt – wie einer der Alternativpläne vorsah – mit der Operette das Bauloch am Wiener Platz nahe dem Hauptbahnhof zu schließen und das tjg dort zu belassen, wo es seit über 60 Jahren „provisorisch“ sein Domizil gefunden hatte, am Stadtrand, und lediglich das Notwendigste zu sanieren.
Dünne Mehrheit
Die Entscheidung hat allerdings nur eine dünne Mehrheit von zwei Stimmen. Und schon am nächsten Tag lese ich in der Zeitung, dass die Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU), die ohnehin zuletzt die Wiener-Platz-Variante favorisiert hatte, wegen dieser wackligen Mehrheit überlegt, ihr Veto einzulegen. „Nein, nicht schon wieder!“, stöhnt der Kommentator, denn schließlich hatte es seit 2002 und zuletzt im Juni 2010 mehrere Stadtratsbeschlüsse gegeben zum Standort Kraftwerk Mitte, die sich dank diverser Alternativvorschläge und -prüfungen stets in Luft aufgelöst hatten.
Doch dann verzichtet Frau Orosz auf ihr Vetorecht, stellt sich hinter die aktuelle Entscheidung und beauftragt den Kulturbürgermeister, „mit den Interessierten ein Konzept zu entwickeln, wie die Belange der Wirtschaft einbezogen werden können und so vielleicht sogar Kosten für die Stadt minimiert werden."
Immerhin macht die Kreativwirtschaft in Dresden neun Prozent der Gesamtwirtschaft aus, Tendenz steigend. Diese mit Kultur an einem Ort zusammenzuführen hat sich auch andernorts als sinnvoll erwiesen, beispielsweise in Leipzig in der Alten Spinnerei oder in Nürnberg auf dem ehemaligen AEG-Gelände. Bedenkt man, dass Dresden sich seit 1989 nicht ein einziges neues kulturelles Bauprojekt geleistet hat, ist das Kulturkraftwerk überfällig. Zumal es seit zwei Jahren außerdem ein Konzept für ein Kompetenzzentrum Bildende Kunst in weiteren Räumlichkeiten des Kraftwerkes gibt. Mit der Vernetzung bildender, medialer und darstellender Künste soll es besonders für Absolventen der Kunsthochschule, aber auch insgesamt für die freie Tanz- und Theaterszene Möglichkeiten bieten, deren innovative Kräfte zu stärken und langfristig an die Stadt zu binden, und es könnte Ort als auch Kommunikationsplattform für interdisziplinäres Arbeiten sein.
Die Soubrette nebenan
Wir schreiben Dezember 2010. Ich durchforste die aktuellen Zeitungen, um sicher zu gehen, dass mein Artikel nicht schon Makulatur geworden ist, weil irgendein Entscheidungsträger doch noch die vierte oder fünfte Variante prüft oder die erste wieder aus der Kiste zieht … Nein! Ich will weiterträumen von einem Kulturkraftwerk, wo morgens Kindergartenkinder ihren ersten Theaterbesuch absolvieren, während in den Büros der Kreativwirtschaftler der erste Kaffee dampft und sich nebenan die Soubrette für die Hauptprobe einsingt, wo man sich mittags beim Lieblingsitaliener trifft und am Abend eine Gemeinschaftsausstellung von Akademieabsolventen eröffnet wird – bis dann um drei Uhr nachts die Bar im ehemaligen Kesselhaus die letzten Lichter löscht. Dieses Szenario könnte tatsächlich schon 2015 Wirklichkeit werden, wenn nach Abschluss der schwierigen anstehenden Haushaltsverhandlungen die STESAD GmbH, ein kommunales Tochterunternehmen für Stadtentwicklung, wie geplant mit dem Bau beauftragt würde und wenn dann nichts mehr schiefginge, dann ...
P.S. nach Redaktionsschluss: Im Dezember fand ein erster Schautag auf dem Gelände statt, veranstaltet von vielen der künftigen Nutzer und unter der Schirmherrschaft der Oberbürgermeisterin. Und sie kamen in Scharen, die Dresdner mit Kind und Kegel, und demonstrierten eindrucksvoll ihr Interesse für den neuen Kulturstandort.
Es gibt zahlreiche Theater in Dresden. Die Adressen finden Sie im Tourismus-Portal für Dresden.
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